AKUT | INSIGHT – EIN INTERVIEW | METROPOLINK’S COMMISSARY HEIDELBERG 11.12.2021 – 27.03.2022

AKUT INSIGHTS Metropolink Commissary Gallery Heidelberg

„..durch die Projektion des Kunstwerks, setzte ich die Ebene der Passion auf das Gesicht.“

Beim Opening von AKUTs erster Soloausstellung in Deutschland in der Metropolink’s Commissary in Heidelberg hatte ich die Gelegenheit zu einem entspannten Gespräch mit ihm, umgeben von Kunst, guter Musik und netten Menschen. Er erzählte mir einiges über die Entstehung der INSIGHT Serie und auch die eine oder andere Behind-the-Scenes-Anekdote.

DIE INSIGHT SERIE – A COLLABORATION – AM ANFANG WAR LICHT

Im Mittelpunkt der Ausstellung in der Metropolink’s Commissary stehen Portraitarbeiten und Fotografien großartiger Street-Art Künstler:innen – VHILS, Shepard Fairey (OBEY) und SWOON, um nur einige zu nennen. Zu sehen sind auch originale Leinwandarbeiten, die in Zusammenarbeit mit MadC, STOHEAD, Julia Benz und KKADE entstanden sind, sowie Drucke weiterer Leinwandarbeiten von AKUT.

Die Idee zur INSIGHT Serie entstand bereits vor fast zehn Jahren. AKUT wurde zu dieser Zeit, ebenso wie heute, als Maler zu zahlreichen Street-Art- und Graffiti-Festivals überall auf der Welt eingeladen. „Auf den Festivals hatte ich die Möglichkeit viele, tolle Künstlerkolleg:innen zu treffen und der Fotograf in mir hat sich gefragt, wie ich die Künstler:innen und meine Fotografie zusammenbringen könnte. Die Künstler:innen vor ihre Wand zu stellen und zu fotografieren, war mir nicht genug, es war nicht das was ich wollte“, erzählt er mir.

Der richtige Startschuss für die INSIGHT Serie fiel dann im Jahr 2012. „Zu dieser Zeit gewährte mir die Graffiti-Legende LOOMIT Mal-Unterschlupf in seinem Atelier in München“, sagt er. LOOMIT ist Maler und Graffitikünstler und war 1985 Teil der Crew, die den ersten Wholetrain Deutschlands, den Geltendorf Train bei München, bemalt hatte. „LOOMIT hatte einen kleinen Projektor mit dem er arbeitete. Diesen richtete ich irgendwann mal auf sein Gesicht und projizierte somit ein Bild seiner Arbeit auf selbiges. Ich dachte mir: Das ist doch etwas womit man arbeiten kann, woraus sich etwas entwickeln lässt. Das war schließlich der Grundimpuls für die Serie.“

AKUTS IMPROVISIERTES TOILETTENSHOOTING IN MIAMI

„Wenn ich eine Einladung zu einem Festival oder einer Museumsshow bekam, schaute ich im Vorfeld das Line-Up des Festivals oder der Ausstellung durch. Dann bereitete ich die Bilder für die Projektionen vor und sprach direkt vor Ort die Künstlerinnen und Künstler an“, erzählt er mir. „Ich stellte ihnen mein Konzept vor und wirklich jede:r war dazu bereit, sich in einen dunklen Raum zu setzen, sich von mir die jeweiligen Arbeiten auf das Gesicht projizieren und damit von mir ablichten zu lassen“, erzählt AKUT begeistert.

„Natürlich waren die Bedingungen nicht immer optimal. Es muss ein sehr dunkler Raum sein, damit die Projektion auf dem Gesicht richtig gut zur Geltung kommt. In Miami zum Beispiel gab es keine geeignete Location, in der ich fotografieren konnte.“ AKUT schmunzelt schelmisch. „Ich habe die Leute für das Shooting dann einfach auf eine Toilette gesetzt. Es war ein kleiner Raum ohne Fenster, den ich gut abdunkeln konnte. Nacheinander habe ich dann das ganze Line-Up des Festivals auf die Toilette gesetzt“, lacht er und ich mit ihm.

Über seine Werke sagt AKUT: „Ich liebe die Ästhetik an diesen Arbeiten, sie ist unique und für mich eher ungewöhnlich. Dein Gesicht zeigt wie du lebst, ob du Lachfalten hast oder ob du wettergegerbt bist. Durch die Projektion füge ich dem die Ebene der Passion hinzu. Dein Alter Ego verschmilzt quasi mit dir.“

PART I – INSIGHT EXHIBITION – FOTOGRAFIE „HOW DID YOU BECOME UNIQUE?“

Beim Betrachten der Fotografien in der Ausstellung fühle ich mich, als sei ich direkt in einen Marvel Comic gebeamt worden. AKUT greift das auf: „Die Künstler:innen in den Fotografien muten an wie Superhelden. Das ist auch sehr nah dran, da die Künstler:innen neben ihren richtigen Klarnamen, beispielsweise Falk Lehmann, auch ihr Pseudonym tragen, wie ich: „AKUT“. Ich führe beides zusammen und zeige so die Privatperson und Künstler:in in einem.“ Er sagt: „Es ist unglaublich interessant, die Parallele zwischen der Persönlichkeit hinter der Person und ihrer Kunst zu sehen.“ Er führt weiter aus: „Wenn du in der Kunst herausstechen und ein Original im Zeitalter der Kopie werden möchtest, heißt es auf dich zu hören, dich ehrlich zu reflektieren und nicht nur das nachzumachen, was du an anderen gut findest“, erklärt er, „und genau das ist die zweite Ebene dieser Arbeit, das „How did you become unique?“ (dt. Wie bist du einzigartig geworden?)“. Er erzählt weiter: „Jede:r Künstler:in hat auch diese Frage gestellt bekommen. Es wurden erstaunliche Antworten gegeben. Ich habe parallel zu diesem Fotoprojekt eine begleitende Publikation geplant. Es wird jeweils das Bild der Künstler:in gezeigt und die Antwort, die sie auf diese Frage gegeben haben. Der Plan ist, eine Art „recipe book for young creatives“ zu gestalten. Idealerweise gibt das Buch so Impulse und Möglichkeiten, herauszufinden, wie es die Künstler:innen schafften, , auf sich und ihre Kunst zu vertrauen“, erzählt AKUT begeistert.

Ich persönlich finde AKUTs Zusammenarbeit für die INSIGHT Serie mit Martha Cooper und Shepard Fairey aka OBEY, zwei große Namen, auch außerhalb der Street-Art-Szene, super interessant. Martha Cooper ist 1942 in den USA geboren und dokumentiert mit ihren Fotografien schon seit den späten 70er-Jahren die Graffiti- und Street-Art-Szene. Ihre Dokumentation „Subway Art“, die sie zusammen mit dem Fotografen Henry Chalfant im Jahr 1984 veröffentlichte, ist fast schon so etwas wie eine Graffiti-Bibel und erschien schon in etlichen Auflagen.

Shepard Fairey ist Anfang der 70er-Jahre in den USA geboren. Weltweite Bekanntheit erreichte er spätestens mit dem für Barack Obamas Wahlkampf entworfenen Plakat „HOPE“. In blau, weiß und rot gehalten, symbolisiert es die Nationalfarben.

PART II – INSIGHT EXHIBITION -MALEREI

Der zweite Teil der Ausstellung begegnet dem Thema INSIGHT aus dem Blickwinkel der Malerei. AKUTs Überlegung war: „Wie kann man sich malerisch diesem Thema nähern?“ Dafür bat er Künstler:innen darum, Leinwände zu gestalten. Anschließend malte AKUT die Gesichter der jeweiligen Künstler:innen in seinem gewohnt fotorealistischen Stil auf die entsprechenden Leinwände.

AKUT erklärt mir dazu: „Es benötigt einen gewissen Grad an Abstraktion, um dem Realismus der Gesichter standzuhalten.“ Deshalb suchte AKUT für die ersten Leinwände dieses Experimentes Künstler:innen, die nicht figural arbeiten und konnte Julia Benz, STOHEAD, MadC und KKADE dafür gewinnen, wobei KKADE der Erste dieser 4er-Reihe war. Weitere Kollaborationen sind in Planung. 

Die Künstler:innen hatten so gut wie keine Vorgaben bei der Gestaltung ihrer Leinwände. Lediglich die Maße der Leinwand und dass so wenig wie möglich Schwarz und Weiß verwendet werden sollte, da AKUT anschließend damit die Höhen und Tiefen des jeweiligen Portraits modellierte. Ansonsten Feuer frei! Dass ihm seine Künstlerkolleg:innen eine Leinwand zur freien Verfügung malten, ist für ihn ein großer Vertrauensbeweis in sein Können. Tatsächlich war ihm bei jedem Mal zu Beginn des „Übermalens“ mulmig. Ich persönlich finde diese Bilder unglaublich, da ich selbst nicht sehr talentiert bin, was die Malerei angeht und mir bestimmt fünfmal von AKUT habe erklären lassen, wie er das genau gemacht hat.

Im gleichen Stil wie die Leinwände ist auch das 90qm Indoor-Mural von KKADE und AKUT im Inneren der Metropolink’s Commissary entstanden. AKUT ist sehr begeistert von der Commissary als Location, die seinen Worten nach, nicht der übliche White Cube der gängigen Galerien ist, sondern die urbane Ästhetik der Street-Art wiederspiegelt.

Natürlich wollte ich auch wissen, wie supertoll AKUT meine Lieblingsstadt Heidelberg findet. Er schwärmt: „Heidelberg ist für mich als kleiner Graffiti-Junge eine sehr wichtige Stadt gewesen.“ AKUT selbst ist in Thüringen aufgewachsen. „In den 90er Jahren war Heidelberg die HipHop-Hauptstadt. Die Amerikanische Militärbase war hier und HipHop, Breakdance und Graffiti kamen quasi frisch aus den Vereinigten Staaten. Wir sind damals als Kids nach Heidelberg gefahren und haben in unserem Auto vor dem Bahnhof geschlafen, um LOOMIT und CANTWO (CAN2) auf einer Graffiti Jam zu sehen. Heidelberg war immer schon wichtig“, resümiert er.

Den zweiten Kontakt mit Heidelberg hatte AKUT, als er zusammen mit HERA aka Jasmin Saddiqui als Künstlerduo HERAKUT eine Ausstellung in Pascal Baumgärtners PopUp Galerie, dem „Volksstudio“ hatte. Das war im Jahr 2011 und mein persönlicher Erstkontakt mit Street-Art. Die ganze Geschichte erzähle ich immer als Einführung auf meiner „Street-Art Tour by Bike“.

UPSIDE DOWN

Abseits der Galerieausstellungen ist AKUT auch sozial sehr engagiert und hat über die Jahre mehrfach mit geflüchteten Kindern in Workshops auf der ganzen Welt zusammengearbeitet. So ist auch sein Fotoprojekt „UPSIDE DOWN“ entstanden. In so genannten „child friendly spaces“ in Flüchtlingslagern in Za’atari, Bethlehem und Gaza hat AKUT, eingeladen von Samantha Robison und ihrer Organisation aptART, Workshops im Rahmen von Kunsttherapie Projekten durchgeführt. Im Vorfeld und zur Vorbereitung auf die Arbeit stellte sich früh heraus, dass die Welt der Kinder vor Ort „upside down“ ist. Diese Metapher griff AKUT in einem Fotoprojekt auf und fotografierte die Kinder kopfüber hängend. Er sagt dazu: „Dieses Kopfüber hängen ist für den Moment ok, aber auf die Dauer nicht gut, was man als Parallele zu dem Zustand in einem Flüchtlingscamp aufzuwachsen sehen kann.“ Die finalen Portraits aber werden „richtig herum“ gezeigt. „Durch die gedrehte Darstellung entstehen seltsame Momente und Verzerrungen in den Gesichtern der Kinder und du merkst beim Betrachten, irgendetwas ist falsch. Deine Sehgewohnheiten werden aufgebrochen.“ erklärt AKUT. Zu sehen war die Fotoserie bei Ausstellungen in Amman, Portland (Oregon) und Gera sowie auf seiner Website.

Alles in allem großartige Kunst und eine grandiose Ausstellung von AKUT in Metropolink’s Commissary. Um es in seinen Worten zu sagen: „Das sind alles logische Schlussfolgerungen. Der Umgang und die Entstehung der Portraitfotos, die Weiterentwicklung der Idee als Kollaborationen mit Künstler:innen, es fühlt sich alles nach logischen Schlussfolgerungen der nächsten Schritte für mich an.“

ANFAHRT ZU METROPOLINK’S COMMISSARY HEIDELBERG – Opening hours: 30.12.2021, 18h – 22h | weitere Infos folgen!

METROPOLINK’S COMMISSARY | South-Gettysburg-Avenue 46 | 69124 Heidelberg. www.metropolink-festival.de/anfahrt/

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Bitte beachtet für die An- und Abreise die Fahrpläne der VRN, die Abfahrtszeiten beginnen in der Regel 15min vor Öffnung. FAHRPLAN

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Anreise über die A5:

– Ausfahrt Heidelberg-Schwetzingen – Richtung HEIDELBERG.

– Ausfahrt Heidelberg – Schwetzingen, Richtung Schwetzingen

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– Direkt links abfahren und Beschilderung folgen

– Bitte Beschilderung Richtung ZIZ (Zentrales Impfzentrum Rhein-Neckar) folgen!

Anreise über die Speyrer – Straße

– Abzweigung Richtung Sanhausen nehmen

– direkt links und der Beschilderung folgen

– Bitte Beschilderung Richtung ZIZ (Zentrales Impfzentrum Rhein-Neckar) folgen!

Parkplatz Navigation:

South Gettysburg Avenue 46 | 69124 Heidelberg

 

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