DANIEL HARMS | GEDANKENREISE | MUSEUM BENSHEIM 17.09. – 24.10.2021

Daniel Harms | Gedankenreise | Stadtmuseum Bensheim

Die erste Museumsausstellung ist für jede Künstlerin und jeden Künstler ein aufregendes Ereignis. Bei Daniel Harms Ausstellung „GEDANKENREISE“ im Museum Bensheim trifft das mit Sicherheit auf beide Seiten zu – den Künstler und das Museum.

GROTESKE ÄSTHETIK IM BESCHAULICHEN BENSHEIM

Der Berliner Künstler Daniel Harms stellt im beschaulichen Museum Bensheim aus.

Christoph Breitwieser, Direktor und Kurator des Museums Bensheim, weicht mutig von der gängigen Vorstellung des „Kleinstadtmuseums“ ab und hat die ständige, stadthistorische Ausstellung um herausragende Sonderausstellungen erweitert. Perfektes Outreach würde ich behaupten. Seit 2016 leitet er das Museum – eines der ältesten Museen Südhessens, gegründet 1909!

Der Titel der Ausstellung, „GEDANKENREISE“, umfasst die Thematik uneingeschränkt. Beim Betrachten der Bilder möchte man manchmal lieber nicht weiterdenken und -reisen, aber die Geschichten hinter und in den Bildern lassen dir keine Chance. Wenn du dich darauf einlässt, bist du unausweichlich dabei. Grotesk ästhetische Figuren und ineinander verwobene Erzählebenen sind typisch für Daniels Stil. Satzfetzen und Worte ergänzen das Narrativ.

IN DER HÖHLE DES LÖWEN ODER BESSER: ZWEI NACKTE KATZEN

Ich hatte die Chance Daniel in seinem Berliner Atelier zu besuchen und ihn ein Stück bei der Vorbereitung seiner anstehenden Ausstellung zu begleiten. Immer mit am Start: Afina und Helios, seine beiden Sphinx-Katzen. Afina, die Liebe und Helios, der Desperado. Afina schnurrt, Helios schreit zur Begrüßung.

Das Eintreten in Daniels Atelier fühlt sich an wie das Betreten eines surrealistischen Films. Man wird überwältigt von Figuren, Formen, Farben und Eindrücken in Breitbild und über allem schwebt der angenehme Duft von frischer Ölfarbe. Daniel arbeitet fast ausschließlich im Großformat. Ich war schon auf meiner kleinen Mattscheibe (Laptop, Smartphone) von seinen Gemälden beeindruckt, aber die Realität stellt alles in den Schatten.

Maßgeblich beeinflusst hat ihn die Künstlergruppe „Die Brücke“. Gegründet 1905 in Dresden, zählt sie mit ihren Gründungsmitgliedern Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff zu den wichtigsten  Vertretern des Expressionismus.

HAMBURG – BERLIN

Geboren 1980 in Hamburg, der leichte Slang verrät ihn noch immer, zog Daniel 2007 nach Berlin. Seit 2013 lebt und arbeitet er dort als freier Künstler. In seinen ersten Berliner Jahren begab es sich, dass ihm seine damalige Freundin, selbst zu dieser Zeit Kunststudentin an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, eine Leinwand, Pinsel und Farben an die Hand gab – ein Glück! –  und er damit begann, sein Leben und seine Erfahrungen in Malerei umzuwandeln. Aber nicht nur seine Geschichte ist Thema seiner Bilder. Seine Serie „ROTKÄPPCHEN“ beispielsweise beschreibt eindrücklich die Erlebnisse und Erzählungen von Freund:innen. Über die Jahre hinweg hat er sich künstlerisch ständig weiterentwickelt und jede seiner Serien ist auf ihre Weise andersartig.

In unserem Gespräch hinterfragt und reflektiert er jedoch auch den Sinn oder Unsinn der Geschichten in seinen Bildern. „Als Künstler bin ich, unbewusst oder unterbewusst, mit dem Problem konfrontiert, welche Bedeutung man einer Geschichte beimisst – welche Rolle spielt sie? Ist sie nur eine Möglichkeit, die Aufmerksamkeit der Leute aufrechtzuerhalten, während ich subtil die Facetten des Mediums, mit dem ich arbeite, ausübe? Ist die Geschichte das Wichtigste oder hält sie nur das Interesse aufrecht und die Kunst richtet sich nach dem, was das Publikum erwartet und interessiert?“.

Meiner persönlichen Meinung nach lebt Kunst aus der Geschichte, die sich im Geist um das Gesehene, Gehörte oder Gefühlte spinnt, um das Gefühl, das daraus entsteht. Ob im Bild oder nur in meinem Kopf. Die Geschichte ist ein Abstrakt, ohne dieses ist es nur ein Abbild.

Nebenbei ist Daniel Harms auch Musiker, Fotograf und Videograf.

GEDANKENREISE – 17.09. – 24.10.2021

Die Ausstellung im Museum Bensheim gibt einen Überblick über die letzten fünf Schaffensjahre von Daniel Harms. Am meisten freue ich mich auf sein 200 x 530 cm großes Werk „THE COLOR OF HONEY“, das ich noch nie im Original hängend gesehen habe.

Ich freue mich, euch dort zu treffen!

DER WEG DORTHIN

Museum Bensheim | Marktplatz 13 64625 Bensheim

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.